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Bell-Areal: Nächste Etappe auf dem Weg zu einem neuen Stadtteil

An seiner Sitzung vom 9. März 2023 wird der Krienser Einwohnerrat über einen nächsten Schritt in der Entstehung eines neuen Stücks Stadt befinden. Im Stadtpar-lament ist die erste Lesung des Bebauungsplans und der Teilzonenplanänderung für das «Bell-Areal» traktandiert. Der Stadtrat ist überzeugt, dass die Pläne der Grund-eigentümerin zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der hohen Standortqualitäten des Bell-Areals beitragen.

Im Frühsommer 2022 hatte die Krienser Öffentlichkeit die Gelegenheit, sich schriftlich zu den konkreten Plänen für die künftige Bebauung und Nutzung des Bell-Areals zu äussern. In der rege genutzten öffentlichen Mitwirkung zeigte sich das breite Wohlwollen, das die Krienserinnen und Krienser schon an vorgängigen Anlässen bekundet hatten: Das «neue Stück Stadt» trifft die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung weitgehend.

Nun hat der Stadtrat die nächste Etappe in diesem planerischen Prozess vorbereitet. Er unterbreitet dem Einwohnerrat die Vorlage mit einem Bericht und Antrag. Dabei würdigt er die sorgfältig erarbeiteten Entwicklungspläne für ein Areal, das im Krienser Stadtzentrum dereinst eine prägende Rolle einnehmen soll: «Das qualitätssichernde und breit abgestützte Verfahren kann als für Kriens neuer Ansatz in solchen Planungsverfahren betrachtet werden», sagt Stadtrat Maurus Frey. «Qualität steht vor Quantität. Der Bebauungsplan nimmt die historische Struktur des Areals als Grundlage. Dadurch gelingt es, attraktive Freiräume zu schaffen. Für die Bereiche Mobilität, Energie, Ökologie und Nutzungen wurden zukunftsfähige Lösungen gefunden.»

Bericht zum Bebauungsplan an Einwohnerrat überwiesen

Die wenigen in der Mitwirkung kontrovers diskutierten Themen wurden in den letzten Monaten zwischen der Stadt Kriens und der Grundeigentümerin bereinigt.

Eines davon ist die Mobilität. Die Anzahl Parkplätze wird auf maximal 330 limitiert, die alle in einer Tiefgarage untergebracht sind. Oberirdisch gewährleisten Parkplätze für Carsharing-Angebote sowie für den Güterumschlag und für Kunden die Erreichbarkeit auch für den motorisierten Verkehr. Oberste Priorität hat jedoch das Ziel der Stadt der kurzen Wege: Das ganze Areal soll für Fuss- und Veloverkehr zugänglich sein. Damit soll für das Krienser Zentrum eine verträgliche und ausgewogene Mobilität ermöglicht werden.

Auch zum Thema Gewerbeanteil an der Gesamtnutzung waren gegensätzliche Stellungnahmen eingegangen. Dieser ist mit «mindestens 20 Prozent» festgeschrieben und gemäss heutiger Bedarfsabschätzung gut bemessen. Dank der Formulierung besteht die Möglichkeit, ihn entsprechend der Nachfrage zu vergrössern. Schliessen sich Gewerbetreibende im Rahmen neuer Konzepte zusammen, haben sie dank den genossenschaftlichen Bauträgern gute Chancen, dass geeignete und günstige Räume geschaffen werden können.

Mehrwertausgleich für Wachstumskosten

Mit der Teilumzonung vom Industriegebiet zum bewohnten Stück Stadt wird die Stadt Kriens das Bell-Areal aufwerten. Im Gegenzug ist die Eigentümerin verpflichtet, der Öffentlichkeit eine Abgabe von bis zu 20 Prozent des geschaffenen Mehrwerts zu leisten.

In Kriens ist es nach der Pilatus Arena erst das zweite Projekt, für das diese Pflicht geltend gemacht werden kann. Um eine unabhängige Berechnung sicherzustellen, wurde ein Gutachten eingeholt und mittels eines Zweitgutachtens geprüft. Der errechnete Mehrwert für das Areal beläuft sich auf 40 Mio. Franken. Die Stadt Kriens setzt die Abgabe für den mit der Planung geschaffenen Mehrwert auf 8 Mio. Franken an. Sie schöpft damit die vollen 20 Prozent an Mehrwert ab, welche durch die kantonale Gesetzgebung erlaubt sind. Damit soll die Mehrwertabgabe helfen, die Wachstumskosten der Stadt Kriens insgesamt zu tragen. Parallel beabsichtigt die Stadt Kriens, 20 % davon vor Ort zu investieren und den Platz am Bell-Tor an der Obernauerstrasse zu erwerben. «Wir sind überzeugt, dass öffentlicher Stadtraum nur funktioniert, wenn er auch der Stadt gehört», erläutert Maurus Frey diesen Vorschlag ans Stadtparlament.

Ein neues Stück Stadt Kriens

Über 160 Jahre lang wurde das Bell-Areal industriell genutzt und prägte die Krienser Wirtschaft massgeblich. Auch nach der Stilllegung der Produktion werden die Spuren dieser Zeit mitten in der Stadt spürbar bleiben. Dafür sorgt der Bebauungsplan, den die Grundeigentümerin Logis Suisse seit 2017 zusammen mit der Projektentwicklerin Steiner AG und im regelmässigen Dialog mit der Bevölkerung entwickelt hat.

In den nächsten Jahren soll durch Neubauten sowie Um- und Erweiterungsbauten von bestehenden Industriegebäuden ein neuer Stadtteil entstehen. Rund 520 neue Wohnungen sind geplant, davon 40 bis 50 Prozent gemeinnützig sowie ein Teil im Stockwerkeigentum. Hinzu kommen rund 16'000 Quadratmeter für Gewerbe, Büros, Kultur und Bildungsangebote. 6'500 Quadratmeter sind für öffentliche Frei- und Grünräume vorgesehen. Die öffentlich zugänglichen Plätze, Gassen und Strassen werden künftig ein Herzstück des Krienser Stadtzentrums bilden. Frühester Baubeginn dürfte 2028 sein.

Nächste Schritte

Am 9. März 2023 befasst sich der Einwohnerrat in erster Lesung mit dem «Bericht und Antrag zum Bebauungsplan und zur Teilzonenplanänderung Bell-Areal». Mitte 2023 liegen der Bebauungsplan und Teiländerung des Zonenplans 30 Tage öffentlich auf. Dann besteht die Möglichkeit zu formellen Einsprachen. In einer zweiten Lesung entscheidet der Einwohnerrat über allfällige Änderungen oder nicht bereinigte Einsprachen. Dies ist frühestens Ende 2023 der Fall. Rechtskräftig wird der Bebauungsplan mit der Genehmigung durch den Regierungsrat.